Positive Fehlerkultur: Warum Fehler sogar sinnvoll sind
|
Lesezeit: ca. 5 Minuten
- Eine offene Fehlerkultur im Unternehmen sorgt für Fortschritt und Innovation. Dazu gehört das Fehlermanagement, das den internen Umgang mit Misserfolgen beschreibt.
- Statt Fehler zu verurteilen, werden sie akzeptiert, gemeinsam analysiert und als Chance zum Lernen genutzt.
- Das verbessert auch das Arbeitsklima, die Zufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Teamzusammenhalt.
- Mit ein paar Tipps ist der Weg zu einer besseren Fehlerkultur gar nicht so schwer.
Fehler gelten in vielen Bereichen nach wie vor als berufliches No-Go. In den Köpfen der meisten Menschen stehen sie für Scheitern und Misserfolg. Aber: Fehler sind absolut menschlich – und sogar sinnvoll. Denn nur wer sich erlaubt, auch mal etwas falsch zu machen, kann lernen und sich verbessern. Eine positive Fehlerkultur bringt Unternehmen voran und sorgt für Fortschritt.
Viele Erfindungen und Innovationen der Geschichte sind aus Fehlern entstanden. Trotzdem werden Fehler in der beruflichen Welt noch immer nicht gern gesehen. Aufgaben müssen perfekt erledigt werden, Fehltritte werden verschwiegen oder sogar bestraft. Als erstes steht meist die Frage im Raum: Wer ist schuld?
Das ändert sich langsam: Die Bedeutung eines durchdachten Fehlermanagements im Unternehmen wird wichtiger denn je. Immer mehr Führungskräfte verstehen, dass der richtige Umgang mit Fehlentscheidungen und unerwünschten Ereignissen das Betriebsklima sowie die Produktivität in den Teams enorm steigern kann.
Werden Fehltritte im Rahmen einer negativen Fehlerkultur unterdrückt, gibt es selten die Möglichkeit, sich selbst zu verbessern und Innovation voranzutreiben. Meist leidet das Arbeitsklima und Mitarbeitende sind unzufriedener mit ihrer Arbeit.
Die Angst, etwas falsch zu machen, schränkt das eigene Potential und die Kreativität stark ein und führt dauerhaft zu Stress. Der negative Umgang mit Rückschlägen schadet daher sowohl der Leistungsfähigkeit als auch dem Wohlbefinden.
Fehlerkultur heißt Lernkultur: Wie wir aus Fehlern lernen
Das Gute an Fehlern ist, dass wir aus ihnen lernen. Wer eine positive Haltung dazu einnimmt, sieht sie nicht als Rückschlag, sondern als Antrieb zur Verbesserung.
Schon in der frühen Kindheit lernen wir aus Fehlern. Wir probieren uns aus, üben und stehen wieder auf, wenn wir scheitern. Erst mit Beginn der Schule verändert sich unsere Fehlerbewertung zum Negativen. Indem Fehler durch schlechte Noten bestraft werden, wird ein negativer Umgang etabliert und der Anspruch entwickelt, perfekt und fehlerfrei sein zu müssen.
Diese Haltung und die daraus entstandenen Vermeidungsstrategien ziehen sich dann meist durch das gesamte Leben – bis hin zum Berufsalltag.
Zurück zu unserer natürlichen guten Fehlerkultur: Das ist eine Herausforderung, sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Aber es lohnt sich, denn nur so entsteht eine offene Lernkultur, in der alle wachsen und sich weiterentwickeln können.
Positive Fehlerkultur als Erfolgsfaktor
Werden Fehler analysiert und besprochen, anstatt sie totzuschweigen, können gemeinsam neue Ideen erarbeitet werden, um diese Art von Fehlentscheidungen zukünftig zu vermeiden. Dabei können zum Beispiel Schwachstellen gefunden und interne Prozesse optimiert werden.
Langfristig profitieren Unternehmen von einer positiven Fehlerkultur und einem systematischen Fehlermanagement gleich mehrfach:
- Fehler und der offene Umgang mit ihnen sind die Grundvoraussetzung für Innovation und Fortschritt. Gleichzeitig werden auch die Arbeitsatmosphäre und die Mitarbeiterzufriedenheit durch diese Art der Fehlerkultur nachhaltig gesteigert.
- Statt Vorsicht und Angst werden Kreativität und Ideenreichtum der Führungskräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen gefördert.
- Die Arbeit innerhalb der Teams kann durch offene Gespräche und konstruktives Feedback verbessert werden.
- In einem positiven Umfeld fühlen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin bestärkt, die Verantwortung für ihre Fehltritte zu übernehmen und daran zu wachsen.
So funktioniert gutes Fehlermanagement
Unternehmen sollten offen mit Fehlern umgehen und ein sinnvolles Fehlermanagement etablieren. Zum Fehlermanagement gehört ein routinierter und konstruktiver Umgang mit Fehltritten.
Dazu wird ein Prozess erarbeitet, der die systematische Fehlererkennung, Diagnose, Behebung und langfristige Vorbeugung beinhaltet.
Wichtig ist, dass die Entwicklung eines erfolgreichen Fehlermanagements nie abgeschlossen ist – stattdessen sollte der Prozess immer wieder hinterfragt und verbessert werden. Das Ganze ist also vielmehr eine langfristige Grundhaltung anstatt einer einzelnen, in sich abgeschlossenen Aufgabe.
Miteinander statt Gegeneinander
Ein sinnvolles Fehlermanagement schließt nicht nur den Einzelnen ein, sondern das gesamte Team. Idealerweise werden Fehler transparent im Team besprochen und zusammen Problemlösungen erarbeitet – ganz ohne Schuldzuweisung.
In einer positiven Atmosphäre dürfen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauen, Fehlentscheidungen zuzugeben und andere um Hilfe zu bitten. Das stärkt den Teamspirit und ermöglicht gemeinsames Lernen.
Mut zur Lücke
Niemand ist perfekt. Auch auf dem Weg zu einem besseren Fehlermanagement passieren Fehler, und nicht jede Entscheidung stellt sich im Nachhinein als die richtige heraus. Dann ist es wichtig, den Blick weiter nach vorne zu richten und sich die eigenen Fehlentscheidungen zuzugestehen.
Manchmal ist der Weg zur besten Lösung lang, aber mit Selbstreflexion und Positivität können auch schwierige Herausforderungen gemeistert werden.
Hier heißt das Schlüsselwort Fehlertoleranz: Das bedeutet, dass eigene Fehler angenommen werden. Natürlich können Misserfolge ärgerlich sein, aber anstatt die negativen Gefühle überhand nehmen zu lassen, sollte trotzdem eine sensible und bejahende Reaktion erfolgen.
Kein Fortschritt ohne Fehler
Der Weg zu einer offenen Fehlerkultur ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Um den positiven Umgang mit Fehlern zu etablieren, braucht es Zeit und Übung.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Unternehmen mit einer positiven Fehlerkultur und einem aktiven Fehlermanagement langfristig erfolgreicher agieren und zudem motiviertere Führungskräfte und Mitarbeitende haben. In vielen internationalen Unternehmen werden an sogenannten Failure Fridays sogar die besten und lehrreichsten Fehler der Woche gefeiert.
An dieser positiven Haltung können sich viele europäische Unternehmen ein Beispiel nehmen – und davon nachhaltig profitieren. Positiver Nebeneffekt: Auch für die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das weniger Stress, mehr Selbstvertrauen – und damit letztendlich mehr Zufriedenheit im Job.