Megatrend Silver Society: Der demografische Wandel in Europa
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- Im Gegensatz zu „normalen“ Trends, können Megatrends eine Gesellschaft umformen und haben eine globale Reichweite.
- Der Megatrend Silver Society beschreibt die Rolle von älteren Menschen in unserer Gesellschaft, die immer relevanter und positiver wird.
- Die ältere Generation strebt zukünftig mehr nach Selbstbestimmung und sozialer Verantwortung, als nach Erfolg und Status.
- Unternehmen müssen zukunftsweisende Maßnahmen etablieren, um auch ältere Mitarbeitende zu motivieren.
Die Alterung der Bevölkerung ist weltweit sichtbar und beeinflusst alle Bereiche des Lebens. Gleichzeitig verändert sich das Bild des „Alterns“ weg vom Ausruhen, hin in eine aktivere und engagierte Richtung.
Daraus resultiert, dass wir uns auf eine alternde Gesellschaft einstellen und mit Weitsicht sinnvolle Maßnahmen entwickeln müssen. Der Megatrend Silver Society bringt jedoch auch zahlreiche Chancen mit sich, die positive Auswirkungen haben.
Was ist ein Megatrend?
Sie sind beobachtbar und schwer zu beeinflussen: Trends sind dazu in der Lage, eine neue gesellschaftliche, wirtschaftliche oder technische Bewegung auszulösen. Im Jahr 1982 hat John Naisbitt erstmal den Begriff der Megatrends verwendet, welche noch heute ein Teil der Zukunftsforschung sind.
Wie wird aus einem Trend ein Megatrend? Damit Megatrends entstehen können, sind vier Faktoren ausschlaggebend:
- Dauer: Sie sind langfristig und dauern mehrere Jahrzehnte an, um genauer zu sein mindestens 50 Jahre.
- Globalität: Sie haben eine globale Reichweite, wobei der Megatrend nicht überall gleichzeitig und im gleichen Ausmaß auftritt.
- Komplexität: Sie helfen dabei, eine vielfältige und hochkomplexe Veränderung in der Gesellschaft verständlich zu machen.
- Omnipräsenz: Sie zeigen sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Politik, Medien, Kultur, Konsum und nicht zuletzt im Zusammenleben der Menschen.
Megatrends geben eine gute Orientierung in Zeiten, die von Wandel und Veränderung geprägt sind. Zudem vereinen sie eine Vielzahl von Einzeltrends und sind in der Lage, ganze Gesellschaften umzuformen.
Allein im deutschsprachigen Raum hat das Zukunftsinstitut aktuell elf Megatrends definiert: New Work, Female Shift, Neues Lernen, Konnektivität, Mobilität, Globalisierung, Neo-Ökologie, Individualisierung, Gesundheit, Urbanisierung und Silver Society.
Der Megatrend Silver Society
Es ist eine globale Wirklichkeit, dass unsere Gesellschaft altert. Der Rückgang von Geburtenzahlen und die damit einhergehende steigende Lebenserwartung sind beides relevante Aspekte des demografischen Wandels. Die Silver Society beschreibt, was die Herausforderungen und Chancen der gesellschaftlichen Alterung sind.
Die Rolle von älteren Menschen wird deutlich relevanter und positiver. Die folgenden vier Zukunftsthesen zeigen, wie die Wahrnehmung von einer „Vergreisung der Gesellschaft“ hin zu „Best-Ager“ verwandelt wird:
- „Die Alten“ war gestern: Ältere Menschen denken und handeln „jugendlicher“ als die Jugend selbst.
- Lebensqualität als höchstes Gut: Die alternde Bevölkerung macht Themen wie Achtsamkeit oder soziales Engagement zum Mainstream.
- Altersdiverse Teams: Diversität in Unternehmen bedeutet auch junge und alte Menschen in Teams und in der Führung zusammenzubringen.
- Pro-Aging: Es gibt ein neues Mindset namens „Pro-Aging“, welches dem Altern positiv gegenübersteht.
Die Menschen werden in Zukunft nicht nur älter, sondern zunehmend gesünder und fitter. Auch im Ruhestand möchte die Silver Society zum Beispiel einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Die „neuen Alten“ sind reiselustig und konsumfreudig. Denn der individuelle und einfache Zugang zu Bildung, Technologie und Mobilität eröffnet ihnen neue Möglichkeiten.
Chancen und Risiken des demografischen Wandels in Europa
Die Verschiebung der Alterspyramide in Richtung der älteren Jahrgänge birgt sowohl Risiken als auch Chancen in Europa.
Der Anteil an Europäern und Europäerinnen, die arbeiten gehen, wird immer weniger. Je weniger Menschen arbeiten gehen, desto mehr müssen diese Menschen leisten. Aus dem Grund müssen vorausschauend Lösungen gefunden werden, welche beispielsweise die Produktivität steigern.
Wie schon die Zukunftsthesen zur Silver Society zeigen, wird die ältere Generation immer mehr nach Selbstbestimmung und sozialer Verantwortung streben. Es geht nicht länger um Erfolg und Status, sondern darum, dass jedes Individuum sich selbst verwirklichen möchte. Dabei werden neue Formen des Alterns entstehen, die auch Chancen mit sich bringen.
Der Ruhestand wird in Zukunft keine Zeit der Ruhe mehr sein. Vielmehr werden ältere Menschen weiter beruflich aktiv sein. Sie haben eine hohe Berufserfahrung und ein breit aufgestelltes Netzwerk in der Branche, in der sie gearbeitet haben. Das kann insbesondere für Unternehmen eine Chance sein, indem sie Ruhestandsregeln und Stellenbeschreibungen verändern sowie lebenslanges Lernen und altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung ermöglichen.
Silver Society fördert ein Umdenken und eine Befreiung von kulturellen Vorstellungen des Alterns. Europäische Länder wie Frankreich oder Deutschland beschäftigen sich bereits mit Programmen für ein „aktives Altern“.
Wie beeinflusst die Silver Society Unternehmen?
Wenn ältere Menschen länger arbeiten als bisher, müssen Unternehmen zukunftsweisende Maßnahmen etablieren. Dabei ist es entscheidend, wie hoch die Loyalität und das Engagement der älteren Mitarbeitenden gegenüber dem Unternehmen sind.
Als erstes ist eine altersfreundliche Unternehmenskultur ein essenzieller Aspekt, um proaktiv Diversität zu fördern. Der Erfahrungsaustausch zwischen jungen und alten Mitarbeitenden schafft eine verbesserte Qualität von Entscheidungen. Dabei geben nicht nur die Älteren den Jüngeren ihr Wissen weiter, sondern auch umkehrt kann in puncto Digitalisierung Wissen vermittelt werden.
Weiterhin können flexible Arbeitszeitmodelle auch im Alter motivieren und die älteren Mitarbeitenden entlasten. Vermehrte Investitionen in das Gesundheitsmanagement sind langfristig sinnvoll für das gesamte Personal und beugen Erkrankungen effektiv vor.