Rente? Nein danke – vom Arbeiten im Alter

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Blutjung, billig und extrem gut ausgebildet – so oder so ähnlich sahen die Anforderungen von Unternehmen an potentielle Arbeitnehmer lange Zeit aus. Doch das scheint sich langsam zu ändern: Immer öfter werden gerade Mitglieder der älteren Generation (wieder-) eingestellt. Eine klare Win-win-Situation für alle Beteiligten.  

Das lang erwartete Ziel am Ende der Berufstätigkeit ist die Rente. Oder etwa nicht? Entgegen aller Erwartungen haben es viele Menschen überhaupt nicht eilig, sich aus der Arbeitswelt zu verabschieden. Das bestätigt eine Studie des Statistischen Bundesamtes. Demnach war der Anteil der Beschäftigten im Rentenalter 2016 bereits doppelt so hoch als noch zehn Jahre zuvor.1 Die Hälfte aller „Silver Ager“ gibt an, nach Rentenantritt weiterarbeiten zu wollen. Doch woher kommt diese Motivation?

Keine Ruhe im Ruhestand

Eine erhöhte Lebenserwartung und eine bessere Lebensqualität sorgen dafür, dass Menschen bis ins hohe Alter noch arbeiten können. Aber nur, weil man noch arbeiten kann, heißt das nicht, dass man noch arbeiten möchte. Was sind also die individuellen Gründe für den späteren Renteneintritt? Erstaunlicherweise spielt der finanzielle Aspekt in den meisten Fällen eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind oftmals die Freude an der Arbeit oder der Wunsch nach einer Aufgabe, mit der man sich gebraucht fühlt. Auch tägliche soziale Kontakte und die Angst vor Einsamkeit sind wichtige Motive, seine Rente nach hinten zu verschieben.2

Abschied vom Jugendwahn

Nicht nur die Arbeitnehmer selbst, sondern auch Unternehmen profitieren von älteren Mitarbeitern. Schließlich bringen diese jahrzehntelange Job- und Lebenserfahrung mit, von der Jüngere nur träumen können. Vor allem im Bereich des Krisenmanagements kann langjährige Praxiserfahrung von großem Vorteil sein. Damit die Weisheit durch den Austritt aus dem Berufsalltag nicht einfach verloren geht, arbeiten Unternehmen mit Hochdruck an Arbeitsmodellen, die Jung und Alt effizient zusammenarbeiten lassen.3

Von „Living Library“ bis „Ageless Diversity“

  • „Living Library“: Bei diesem Modell werden erfahrene Mitarbeiter aus dem Ruhestand wieder eingestellt, um mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung andere Kollegen bei verschiedenen Projekten zu unterstützen. Der Fokus liegt auf dem Wissenstransfer an die jüngere Generation, damit vorhandenes Know-how nicht verloren geht. Umgesetzt wird das Modell beispielsweise bei Daimler.
  • „Reverse Mentoring Modell“: In diesem umgekehrten Mentoren-Programm coachen jüngere Mitarbeiter die ältere Generation in einem Bereich, in dem sie sich besonders gut auskennen. Durch die Kommunikation und das Zusammenarbeiten kommt es zu einem Wissensaustausch, der Vorteile für beide Seiten bietet. Dieses Modell ist zum Beispiel bei der Telekom oder bei Lufthansa zu finden.
  • „Ageless Diversity“: Hierbei formen Unternehmen bewusst generationengemischte Teams, um bessere Lösungen zu generieren und die Kreativität durch den kommunikativen Austausch zu fördern. Experten werden also nicht nach der Rente wieder in das Team zurückgeholt, sondern die Zusammenarbeit findet bereits während der regulären Arbeit statt. Das Modell wird beispielsweise von der Firma Bosch angewandt.

Ganz gleich für welchen Modell sich Unternehmen entscheiden, sicher ist, dass unsere Best Ager schon lange nicht mehr zum alten Eisen gehören und endlich für das geschätzt werden, was eigentlich als Manko galt: ihr Alter.

1 zukunftsinstitut.de
2 welt.de
3 spiegel.de

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