Telematik: Was können die modernen Kfz-Tarife?
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Die Versicherungswelt befindet sich im Umbruch: Weg von Standardtarifen, hin zu einem stärker datenbasierten und individualisierbaren Versicherungsschutz. Vor allem Telematik-Tarife erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Diese speziellen Kfz-Versicherungen bieten Rabatte für einen sicheren Fahrstil.
Brems- und Beschleunigungsverhalten, Geschwindigkeit, wo man fährt und wie lange man hinter dem Steuer sitzt: All diese Informationen können mit Hilfe von Telematik-Technologien erfasst werden. Entweder durch eine im Auto installierte Box oder ganz einfach mit Hilfe des Smartphones. Die gesammelten Daten werden dann an das Versicherungsunternehmen weitergeleitet und für die Beitragsberechnung der Kfz-Versicherung berücksichtigt. Man unterscheidet zwei Arten von Telematik-Tarifen: „Pay-per-mile“ und „Pay-as-you-drive“. Bei der ersten Variante zahlt man je nach gefahrenen Kilometern. Das lohnt sich vor allem für Autobesitzer, die nur gelegentlich unterwegs sind. Oft kann man hier gegenüber einer herkömmlichen Versicherung 20 bis 30 Prozent sparen. Bei der zweiten Variante wird neben den gefahrenen Kilometern auch das Fahrverhalten berücksichtigt. So kann das individuelle Risikoprofil eines Fahrers umfassend eingeschätzt und sichere Fahrer mit Rabatten auf ihre Versicherung belohnt werden. Vor allem junge Fahrer können hier profitieren. Als Risikogruppe müssen sie bei herkömmlichen Tarifen nämlich mit hohen Beiträgen rechnen.
Telematik auf dem Vormarsch
Ganz so neu ist die Telematik-Technologie allerdings gar nicht. Große Versicherer sind schon seit vielen Jahren im Bereich nutzungsbezogene Versicherungslösungen unterwegs. In Großbritannien zum Beispiel wurden bereits in den 90er Jahren erste Feldversuche unternommen. Richtig durchsetzen konnten sich die neuen Tarife allerdings erst in den letzten Jahren: Laut dem Online-Portal Statista ist der Markt für Fahrzeug-Telematik zwischen 2014 und 2018 um das doppelte gewachsen und soll bis 2022 ein Volumen von 103 Milliarden US-Dollar erreichen. Ein Bericht der IHS Automotive prognostiziert, dass bis 2023 weltweit 142 Millionen Menschen eine datenbasierte Autoversicherung abschließen werden. Zum Vergleich: Heute nutzen einen solchen Tarif erst zirka zwölf Millionen Autofahrer. Europa soll, gefolgt von Nordamerika, der größte Markt bleiben.
Die Autoversicherung der Zukunft?
In Zukunft sollen Anreize für einen sicheren Fahrstil viele Unfälle und Schäden vermeiden. Mit Hilfe der Telematik-Tarife wollen die Versicherer also weg vom Image eines reinen „Entschädigers“ und hin zum Bild eines „Schadenverhüters“. Dennoch bleiben einige Verbraucher skeptisch. Das liegt beispielsweise daran, dass bisher wenig Transparenz darüber herrscht, wie viel Rabatt tatsächlich gewährt wird und welches Fahrverhalten den Versicherungsbeitrag auf welche Weise beeinflusst. Auch der Datenschutz wird einmal mehr zum Thema. Eine sichere Datenverschlüsselung und Transparenz seitens des Versicherungsunternehmens sowie Mitbestimmung bei der Datenweitergabe sind ein absolutes Muss. Auch muss klar sein, was passiert, wenn ein Dritter ein mit Telematik überwachtes Fahrzeug nutzt.
Was die Technik nicht erfassen kann, fließt übrigens auch nicht in die Bewertung ein – dichtes Auffahren oder Nutzen des Handys am Steuer zum Beispiel. Leider können also nicht alle Unfallrisiken beeinflusst werden. Trotzdem: Telematik-Tarife haben das Potenzial zum Versicherungsmodell der Zukunft zu werden.